Autor Ian Rankin bereichert mit seinem schottischen Ermittler John Rebus seit 1987 das Krimi-Genre – noch länger als der Amerikaner Michael Connelly, dessen Detective Harry Bosch 1992 debütierte. Über 30 Jahre haben sie beide schon auf dem Buckel. Die verdienten Bestseller von Rankin und Connelly verkörpern für mich definitiv den Goldstandard, wenn es um moderne Polizei-Krimis geht, und sind mehr als ein Guilty Pleasure.
Außerdem entwickelten Rebus und Bosch in den letzten Jahren eine weitere Gemeinsamkeit, die zumindest für literarische Figuren keine Selbstverständlichkeit darstellt: Sie sind älter, ja, alt geworden. Inzwischen haben beide sogar den aktiven Polizeidienst hinter sich gelassen und in ihren langen Buchserien Platz gemacht für neue Ermittlerinnen und Ermittler, mit denen sie sich das Rampenlicht teilen.
So auch in „Ein Versprechen aus dunkler Zeit“, dem neuesten auf Deutsch erschienen Rebus-Roman, der allerdings noch vor dem ersten großen Lockdown verfasst wurde – dennoch reflektiert Rankin bereits die Folgen des Brexit und z. B. den Fall Khashoggi. Derweil Rebus’ jüngere Vertraute Clarke und Fox polizeilich in Edinburgh den Mord an einem reichen saudischen Berufssohn untersuchen, versucht Rebus an der Küste, seiner Tochter beizustehen, deren Lebensgefährte als vermisst gilt. Tatsächlich gibt es sogar eine Verbindung zwischen beiden Fällen …
Der 1960 geborene Mr. Rankin weiß nach zwei Dutzend „Rebus“-Romanen natürlich ganz genau, was er da tut und wie er es tun muss – für Fans des Genres, der Figuren und der Serie ein Genuss. Wer einen guten Einstiegspunkt in die späten Rebus-Bücher sucht, dem sei „Ein kalter Ort zum Sterben“ empfohlen, Band 21.
Und jetzt dauert es nicht mehr lange, bis im August bei Kunstmann „Das Dunkle bleibt“ erscheint, ein neuer Roman mit William McIlvanneys legendärem schottischen Ermittler Laidlaw, den Rankin aus dem Nachlass seines schriftstellerischen Vorbilds vollendet hat.