Im Alter von 64 Jahren will der frühzeitig in den Ruhestand versetzte Bürohengst Remington Alabaster seinen ersten Marathon laufen. Seine nicht allzu milde gesinnte Frau Serenata, passionierte Ex-Läuferin mit Knieproblemen und ohne Chance auf auch nur noch einen letzten langen Run, findet das gar nicht witzig …
Die Prämisse von „Die Letzten werden die Ersten sein“, im Original „The Motion of the Body Through Space“, klingt auf Anhieb nach vielversprechender literarischer Comedy – und ist dann auch wie erhofft eine witzige Geschichte über den Fitnesswahn, das Älterwerden, die Verschiebung der Altersgrenzen, Familienprobleme und einiges mehr.
In den Händen von US-Autorin Lionel Shriver wird sie allerdings sogar zu einer bissigen Bestandsaufnahme unserer Gegenwart.
Shriver, die man auch für Bücher wie das preisgekrönte „Wir müssen über Kevin reden“ oder den satirischen Science-Fiction-Roman „Eine amerikanische Familie“ kennt, seziert den kapitalistischen, individualistischen Wahnsinn unserer modernen Welt. Dabei haut die 1957 geborene Amerikanerin ihre klugen Betrachtungen und ungeschönten Weisheiten praktisch im Seiten-Takt heraus. Die Trefferquote ist ziemlich hoch, wenngleich ein paar Sensibilitäten der Moderne zu unrecht von Shriver beschossen werden.