Nicht nur, dass die historischen Abenteuer von Hugo Pratts Comic-Ikone Corto Maltese seit einiger Zeit offiziell durch Ruben Pellejero und Juan Diaz Canales mit neuen Alben über die Vergangenheit fortgeführt werden.
Nein, nun gibt es sogar eine autorisierte Modernisierung des Klassikers: »Corto Maltese: Schwarzer Ozean«, inszeniert von Autor Martin Quenehen und dem fantastischen Künstler Bastien Vivès (»LastMan«, »Eine Schwester«) – und soeben bei Schreiber & Leser auf Deutsch erschienen.
In ihrem Album wird der lässige Antiheld aus Pratts vielen, teils revolutionären Comic-Highlights zum Piraten, Glücksritter und Schatzsucher kurz nach dem Millennium, wo es Corto nach Japan und in die Anden verschlägt. Das eher episodisch strukturierte Update des Seemanns macht dabei nicht alles, aber doch viel richtig.
Vor allem holt man den Spirit und die Essenz von Corto wirklich gut ins 21. Jahrhundert, obwohl es in die gleich wieder etwas überholte Ära von Nine-Eleven und der Klapp-Handys geht. Aber diese 20 Jahre Versatz reichen, um trotz Moderne einen leicht historischen Touch an einer zeitgeschichtlichen Wegmarke zu haben, und das trifft zwar nicht den aktuellen Hightech-Zeitgeist, allerdings wieder voll den Geist von Pratt und seinen ursprünglichen Legenden über Corto und Rasputin, die manches Schlachtfeld der Weltgeschichte sahen. Und auch Mythen, Bücher und das Lesen spielen wieder eine wichtige Rolle, Pratts Meta-Faktor wird also zwischen 2001 und 2022 ebenfalls respektiert.
»Corto Maltese: Schwarzer Ozean« liest man gerne und da würde man durchaus mehr von lesen, natürlich ein ganzes Stück weit wegen Bastien Vivès’ gewohnt stylishen Bildern, die sehr gut zu Corto passen – egal, durch welche Gezeiten oder Zeit der Freigeist denn nun törnt.