Michael Cho: Shoplifter

Shoplifter, Egmont 2015
Shoplifter, Egmont 2015

Michael Chos Graphic Novel Shoplifter – Mein fast perfektes Leben kommt auf den ersten Blick wie das Comic-Pendant zu einem dieser Filme mit Katherine Heigl oder Anne Hathaway daher.

Das liegt zum einen an der Schwarz-Rosa-Farbgebung, und zum anderen natürlich an den Elementen der Geschichte: Corinna Parks arbeitet seit ihrem Umzug in die große Stadt inzwischen schon viel zu lange in einer Werbeagentur, obwohl sie nach dem Studium eigentlich einen Roman schreiben wollte und der Job in der Agentur lediglich dem Abbezahlen ihres Studienkredits dienen sollte. Corinnas Sozialleben besteht indes hauptsächlich aus ihrer verschrobenen Katze, und für den kleinen Kick zwischendurch klaut Corinna im Supermarkt Zeitschriften. Auch das Date mit einem attraktiven Fotografen reißt am Ende weniger, als erhofft. Wenn sie im Fernsehen einen Bericht über das Aussterben der Eisbären sieht, nimmt sie nur den schönen Sonnenuntergang hinter dem Polarmeer wahr. Kein Wunder, dass sich die junge Frau Gedanken über diese gepolsterte, monotone Sackgasse ihres Lebens macht …

Hinter dem vermeintlichen »Frauenfilm-Muster« und dem farbschematischen Klischee verbirgt sich allerdings die gar nicht mal so kitschige oder unkluge Momentaufnahme eines modernen Lebens. Der in Südkorea geborene, heute in Kanada lebende Cho fängt auf weniger als 100 Seiten letztlich die Gedanken und Sorgen einer ganzen Generation, »Gattung« und Gesellschaft ein. Der Ansatz mit dem Ladendiebstahl wirkt am Ende ein bisschen überflüssig, aber davon abgesehen, ist Shoplifter ein schön gezeichneter Comic-Roman mit mehr Substanz, als man der dünnen Klappenbroschur zunächst zutraut, und, sozusagen, eine gelungene Studie in Rosa.