Martin Scotts Schwert-und-Magie-Fantasy-Detektiv Thraxas, dessen Debüt 2000 sogar mit dem World Fantasy Award ausgezeichnet wurde, begleitet mich nun seit fast 20 Jahren.
Thraxas war einer der ersten nichtklassischen, sozusagen moderneren Helden des Genres, die mich nach den Ikonen von Tolkien, Howard und Co. gewinnen konnten. Es war ein wilder Ritt mit Thraxas, den kiffenden Zauberern von Turai, sexy Halb-Ork-Kriegerin Marki in ihrem Kettenhemdbikini, den Stammgästen der Taverne Avenging Axe und den vom alten Rom inpsirierten Fantasy-Stadtstaat:
Die deutschen Cover wurden immer gruseliger und zeigten am liebsten – warum auch immer – Dinosaurier, aus den Orcs wurden in der Übersetzung Orgks, und schließlich endete alles mit einem bösen Cliffhanger, der lange nicht aufgelöst wurde. Martin Scott, eigentlich der schottische, in London lebende Autor Martin Millar, blieb Turai acht Jahre fern, bis er die Rechte an seinen Büchern und Figuren zurückhatte und im Eigenverlag und erst mal nur mit E-Books weitermachte (ich habe Martin damals für die Geek! zu diesem Schritt und Thema interviewt, wie mir gerade wieder einfiel).
Mittlerweile gibt es auch gedruckte Sammelbände und Print-Ausgaben der neuen Romane auf Englisch, aber was Amazon da über seine eigene Plattform aus der digitalen Cloud zieht und by-demand in die physische Welt druckt, ist gerade mal knapp über Copyshop-Niveau – eigentlich die beste Werbung für den Qualitätsstandard, den Verlage und Buchhandel aufrechterhalten.
Das literarische Jahr 2019 begann jedenfalls mit einem neuen Thraxas-Roman, »Thraxas of Turai«, Buch Nummer elf – und ich habe das erst drei Monate nach Erscheinen mitbekommen, weil der Facebook-Algorithmus ein Arsch ist. Der Roman selbst? In Ordnung. Ein bisschen zäh in der Mitte, denn der Krimifall zündet nie wirklich und entpuppt sich am Ende obendrein als weitgehend nutzlos, doch die Stimmung im großen Patchwork-Heer auf dem Feldzug sowie das ewige Geplänkel zwischen den Lieblingsfiguren entschädigt für vieles, sowieso mit dem Thraxas-Bonus.
Und natürlich hofft man nach dem Lesen der letzten Seite von »Thraxas of Turai« und dem neuerlichen Cliffhanger, dass der nächste Band nicht zu lange auf sich warten lässt.