Cover und Titel von »Der Winterkaiser« verbergen ein wenig zu geschickt, dass es sich dabei um die deutsche Übersetzung von Katherine Addisons Roman »The Goblin Emperor« aus dem Jahre 2014 handelt.
Der gewann nicht nur den Locus Award, sondern war obendrein für den Hugo, den Nebula und den World Fantasy Award nominiert. Nicht schlecht! Den Koboldkaiser hatte ich wegen seiner Präsenz bei den drei großen Preisen in Übersee und des einfallsreich-außergewöhnlichen Original-Covers tatsächlich schon länger auf der Leseliste stehen, und jetzt zeigte nur ein zufälliger Blick ins Impressum von »Der Winterkaiser«, dass ich um die zumeist etwas mühsamere Lektüre der Ausgabe herumkäme und den Roman sogar schon längst hier auf einem der Stapel liegen hatte …
Die Handlung des Einzelbandes (ja, so was gibt es noch!) konzentriert sich auf die höfischen Intrigen und Verpflichtungen, mit denen der junge Halbkobold Maia als neuer, unerfahrener und gänzlich unvorbereiteter Kaiser von Elfenland klarkommen muss, nachdem ein Luftschiff-Absturz die Thronfolge komplett über den Haufen geworfen hat. Das ist alles andere denn auf Action oder Schlachten setzende High Fantasy mit ein paar Steampunk-Elementen, da sich zu den Luftschiffen noch Rohrpostsysteme, Gaslampen und dampfbetriebene Brücken hinzugesellen.
Das Prunkstück des vereinnahmenden, süchtig machenden Romans von Katherine Addison, die eigentlich Sarah Monette heißt, ist aber ohne jeden Zweifel die Nähe zu Maia. Ich kann mich nicht erinnern, seit Robin Hobbs erster »Weitseher«-Trilogie jemals so dicht an der Figur eines Fantasy-Romans dran gewesen zu sein, so viel Wärme und Empathie für den Protagonisten und seine Probleme verspürt zu haben.
Ohne kaiserlichen Sekretär kommt man hin und wieder ins Schleudern, was die vielen fremdartigen Namen angeht – trotzdem gehört »Der Winterkaiser« unbedingt auf die herbstlich-winterliche Leseliste eines jeden Fantasy-Fans und zu den unverzichtbaren fantastischen Büchern des Jahres.