Rudyard Kipling: Über Bord

Über Bord, Edition Büchergilde, 2015
Rudyard Kipling: Über Bord, Edition Büchergilde, 2015

Wenn ich die Zeit hätte, würde die schöne Boje-Gesamtausgabe von Rudyard Kiplings »Die Dschungelbücher« in der Übersetzung von Gisbert Haefs zu den Werken gehören, die ich einmal im Jahr lese, einfach, weil sie es verdient haben (allerdings habe ich es dieses Jahr nicht einmal geschafft, die Tradition der alljährlichen Hobbit-Lektüre zu pflegen – ich fürchte sogar, dass das jetzt schon mehr als zwei, drei Jahre ausfiel).

Viel zu selten wird unterstrichen, wie viel Kipling mit seinen brillanten Geschichten aus den zeitlos guten »Dschungelbüchern« (und damit sind keineswegs nur die Mowgli-Geschichten gemeint, die von Disney inzwischen leider ziemlich überschrieben wurden) für das Genre der Tierfantasy getan hat – dafür ist Kipling vermutlich eine zu große Gestalt auf dem Olymp der Weltliteratur.

Im Dezember 2015 hätte Mr. Kipling seinen 150. Geburtstag gefeiert. Grund genug für die Frankfurter Edition Büchergilde, Kiplings nautisch-historischem Entwicklungs-Roman »Über Bord« eine Neuausgabe zu spendieren.

Erzählt wird die Geschichte eines verzogenen Jünglings, der über Bord seines Luxusschiffes geht und auf einem Kabeljaufischerboot zu einem besseren Menschen – und letztlich zum Mann – wird. Das Ganze ist so ein bisschen die anspruchsvolle, historische Prosa-Variante der unerklärlich faszinierenden DMAX-TV-Doku-Serie Die Atlantik-Fischer.

Sehr schön ist sie geworden, die umweltschonend hergestellte Lizenzausgabe dieses im Original 1897 als »Captains Courageous« publizierten Romans des ersten englischsprachigen Literaturnobelpreisträgers. Ein Leinen-Hardcover mit Fadenheftung sowie Einstecktasche samt Seekarte, Illustrationen von Christian Schneider, und einem sehr cleverem Layout, das die Fußnoten auf Höhe der entsprechenden Zeile als Formsatz am Rand anbringt.

Als Herausgeber und Übersetzer fungiert außerdem der eingangs bereits erwähnte, von Sherlock-Holmes-, Kipling- und Science-Fiction-Freunden gleichermaßen geschätzte Gisbert Haefs, der auch das Nachwort beigesteuert hat. Man folgt also der Mare-Ausgabe aus dem Jahre 2007.

Ein richtig schönes Buch! Die Erstauflage beträgt 1.200 Exemplare – den Beteiligten ist zu wünschen, dass sich viele Leser und Buchliebhaber finden und die eine oder andere Folgeauflage möglich machen.