Das altgriechische Wort für Roadmovie?
Na klar: Odyssee!
Dieser Synonym-Stammbaum von Irrfahrt ist die Basis von A. Lee Martinez‘ Roman »Miss Minotaurus und der Huf der Götter«.
Der texanische Autor ist seit zehn Jahren verantwortlich für die seichten, sympathischen, kurzweiligen Snack-Wundertüten im literarischen Bereich der Fantastik: Er schreibt keine Serien, und jedes seiner recht witzigen Bücher ist anders als das davor und daher eine neue Chance (wenngleich nie allzu tiefsinnig, was letztlich der gemeinsame Nenner ist). Das führte schon zu einigen wirklich hübschen Romanen wie »Hexe mit Geschmack« oder »Gott im Unglück«, aber auch zu müden Nummern wie »Die Kompanie der Oger« und »Monsterkontrolle«.
In »Miss Minotaurus« schickt Martinez die an Voll-Minotaurismus leidende, toughe Helen (!) und den coolen Schönling Troy (!) auf eine Quest. Also fahren sie zusammen durch ein Amerika, in dem fantastische Geschöpfe und göttliche Angelegenheiten im Alltag ziemlich locker genommen werden, was als Setting einen eigenen Charme hat. Die sympathischen Jung-Heroen klappern die Stationen ihrer erzwungenen Heldenreise als Sklaven eines dunklen Gottes ab und treffen auf Frittenbuden-Orakel, Zyklopen, Drachen, Hexen, Schicksalsgöttinnen und anderes, wobei sie von einer domestizierten Ork-Biker-Gang gejagt und von zwielichtigen Agenten einer geheimen Behörde für Quests manipuliert werden.
Das funktioniert unterwegs richtig gut und ist ein flacher Spaß für zwischendurch, selbst wenn Martinez das Ende gehörig vergeigt.